"Wir wollten weg von den Marktplatz-Konzerten"

BZ-INTERVIEW: Jürgen Vogelbacher ist Jäger und Trompeter in der Endinger Stadtmusik – die tritt am Sonntag mitten im Wald auf.

ENDINGEN. Die Stadtmusik will hoch hinaus: Am Sonntag laden die Musiker um Dirigent Martin Baumgartner zum "Obenair" auf den Katharinenberg. Das Konzert im Wald dreht sich vor allem um die drei Themen Wald, Jagd und Berg. Patrik Müller sprach mit Jürgen Vogelbacher. Der Endinger ist nicht nur Trompeter in der Stadtmusik, sondern auch Jäger – die Katharinenkapelle auf dem Berg gehört zu seinem Revier.

BZ: Die Stadtmusik lädt zum Wald- Jagd-Berg-Konzert. Gab es bei den Proben Proteste von Veganern und Vegetariern?

Vogelbacher: Nein. Ich habe zumindest nichts davon gehört.

BZ: Sie sind nicht nur Jäger, Sie spielen auch in der Parforcehorngruppe Emmendingen. Wenn jetzt auch noch die Stadtmusik ins Jagdhorn bläst – reicht Ihnen das langsam nicht mal?

Vogelbacher: Überhaupt nicht. Ich freue mich über das Thema. Die Leute wissen zu wenig über Jagd und das, was alles dazugehört. Die meisten denken, da geht es nur ums Schießen – aber das sind vielleicht zehn Prozent. Dazu kommen aber noch Natur- und Tierschutz und ein Riesenhaufen Bürokratie.

BZ: Und ein bisschen Musik. Braucht man Jagdhörner eigentlich noch? Es gibt doch Handys und Funkgeräte.

Vogelbacher: Früher war das Horn tatsächlich die einzige Möglichkeit, etwas über größere Entfernungen mitzuteilen und Treibern oder Hundeführer Signale zu geben – das ist eine der ältesten Verständigungsarten. Heute wird das manchmal immer noch benutzt, schon deshalb, weil man nicht überall Handyempfang hat. Das Horn ist aber hauptsächlich Brauchtum. Für jedes Tier gibt es ein Hornsignal – so wird ihm nach der Jagd dann die letzte Ehre erwiesen.

BZ: Wieso ist den Jägern Brauchtum eigentlich so wichtig?

Vogelbacher: Es gibt keine Vereinigung, die eine so alte Tradition hat wie die Jägerschaft. Einige Bräuche haben sich über Jahrhunderte gehalten – so etwas will man dann einfach nicht fallen lassen. Das Jagdhorn gehört dazu. Die Mischung macht es, meiner Meinung nach: Man darf alte Traditionen gerne pflegen – soll aber auch bereit sein, moderne Dinge dazuzunehmen.

BZ: Bei der Parforcehorngruppe spielen Sie Horn, bei der Stadtmusik Trompete. Welches Instrument ist schwerer?

Vogelbacher: Das Parforcehorn hat seine Tücken. Es hat keine Ventile, man kann nur Naturtöne damit spielen – man muss jeden einzelnen Ton mit den Lippen formen. Das ist eine große Herausforderung. Es gibt Hornisten, die an der Musikhochschule studieren und sich immer wieder am Parforcehorn probieren, um ihre Lippenstellung zu verbessern.

BZ: Jagd ist nur ein Thema, Berg und Wald kommen ja auch noch dazu. Hätten Sie sich mehr Jagd gewünscht?

Vogelbacher: Das Programm ist eine ge gesunde Mischung, die verschiedene Zuhörerschichten anspricht. Die Idee war, auf unserem Hausberg bei der Katharinenkapelle mal ein Konzert im Freien zu inszenieren. Wir wollten weg von den üblichen Marktplatz-Konzerten. Dann haben wir uns gemeinsam Themen überlegt – und sind eben auf Wald, Jagd und Berg gekommen.

BZ: Sie spielen nicht nur auf dem Endinger Hausberg, sondern auch mitten in Ihrem Jagdrevier. Mit was für Tieren haben Sie es da eigentlich zu tun?

Vogelbacher: Rehwild, Schwarzwild, Füchse, Dachse. Das ist viel Arbeit. Die Wildschweine durchwühlen den Mutterboden im Rebberg, die Rehe beißen die Triebe ab – wir Jäger sind bei den Landwirten dann persönlich haftbar.

Jürgen Vogelbacher (45) ist Fachlehrer für Metalltechnik. Seit rund 30 Jahren spielt er Trompete, seit 18 Jahren ist er Jäger.

 

Artikel von Patrik Müller aus der Badischen Zeitung vom 03. Juli 2014

 

Waldkonzert
Eine Jagd-Polka, der Soundtrack zum Kinofilm Robin Hood, Tirol 1809 – das sind nur einige der Stücke, die beim Obenair der Endinger Stadtmusik am Sonntag, 6. Juli, auf dem Programm stehen. Die zwei Konzerte beginnen um 11 und 15 Uhr. Für Musikfans, die Probleme mit dem Laufen haben, fährt ein Unimog. Treffpunkt: 10 und 10.30 Uhr sowie um 14 und 14.30 Uhr beim alten Grillplatz (Augustaweg).

 

 

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