Mitreißendes Waldkonzert

"Obenair": Stadtmusik Endingen begeistert am Sonntag auf dem Katharinenberg.

ENDINGEN. Die Themen Berg, Wald und Jagd bereitete die Stadtmusik am Sonntag mit ihrem ersten "Obenair" auf dem Katharinenberg nicht nur musikalisch gekonnt auf, sondern machte sie spürbar für alle Sinne. Um dem Publikum diesen Genuss zu ermöglichen, ging man das Wagnis Wetter ein und nahm erhöhten Aufwand dafür in Kauf. Letztlich hat sich alle Mühe gelohnt, denn Akteure wie Zuhörer waren gleichermaßen begeistert von diesem besonderen Konzerterlebnis.

Noch im vorletzten Jahrhundert wurde die Jagd als gesellschaftliches Ereignis gefeiert. Auch in den von Dirigent Martin Baumgartner ausgewählten jagdlichen Kompositionen "Les Chasseresses" von Leo Delibes und "Le Rendez-vous de Chasse" von Gioacchino Rossini lag thematisch das aufwändige Spektakel der höfischen Jagd des 18. Jahrhunderts zugrunde. So hörte man Hörner und den hetzenden Galopp der Pferde. Die Musiker vermittelten eindrucksvoll das Gefühl der jagdlichen Passion und den archaischen Reiz früherer Gesellschaftsjagden.

Der Kampf am Berg Isel hat den österreichischen Komponisten Sepp Tanzer zur "Suite Tirol 1809" inspiriert. Durch das ambitionierte Spiel des Orchesters wurde das Hin und Her des Kampfgeschehens zwischen den Österreichern und dem napoleonischen Heer in all seiner Dramatik spürbar. "Glücklicherweise können wir die Auseinandersetzungen heute in sicherer Entfernung vom Endinger Hausberg aus beobachten", meinte dazu Moderator Manfred Müller, der die geschichtlichen Hintergründe geschickt und humorvoll mit denen von Endingen verwob. Seinen Part übernahm bei der Wiederholung des Konzertes am Nachmittag Thomas Wagner. Müller dankte auch Martin Kopp von der Volksbank Freiburg für die Unterstützung.

Nach diesen klassischen musikalischen Exkursionen lud die melodiöse Darbietung der Filmmusik zu "Robin Hood" zum Träumen und Fantasieren ein, bevor es wieder zurück ins 19. Jahrhundert ging. Der deutsche Komponist Wilhelm Popp hat im Titel "La Chasse" seine Liebe zu besonders wilden und virtuosen Flötenpassagen verewigt. Als Flötensolistin beeindruckte Anna Peschel. Das Publikum honorierte diese Leistung mit einem begeisterten Sonderapplaus.

Märchenhaft erklang die Opernmelodie des "Knusperwalzers" von Engelbert Humperdinck aus "Hänsel und Gretel". Den krönenden Abschluss bot die Stadtmusik mit dem Titel "Auf der Jagd" nach einer Komposition von Johann Strauß Junior. Die leidenschaftliche Polka gab das Tüpfelchen auf das "i" dieses anregenden Konzerts zwischen mächtigen Linden und ausladenden Kastanien.

Das Publikum war begeistert. Die meisten Zuhörer genossen mit dem besonderen Ambiente auch den Service der Bewirtung und ließen es sich bei der weiteren musikalischen Unterhaltung der "Katharinen-Kapelle" gut gehen.

Artikel von Christel Hülter-Hassler aus der Badischen Zeitung vom 09. Juli 2014

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