Blasmusik mit Gänsehaut-Faktor

Stadtmusik Endingen beeindruckt in der vollbesetzten Stadthalle mit Kompositionen aus und über Skandinavien.

ENDINGEN. Musik aus Skandinavien bestimmte das Programm der Stadtmusik Endingen beim Jahreskonzert am Samstagabend unter dem Motto "Nord betont". Ein Beitrag der Jugendkapelle der Stadt Endingen gehörte am Samstag ebenfalls dazu: Sie hatten ihren Auftritt mittendrin, im spannenden Konzertprogramm und in einer voll besetzten Stadthalle.

Die Stadtmusik unter der Leitung von Stadtmusikdirektor Martin Baumgartner begann mit der Peer Gynt Suite Nr.1 von Edvard Grieg. Die vier Sätze sind sehr bekannt, was eine hohe Hürde stellt. Das Publikum hat zumeist eingespielte Versionen im Kopf und große Erwartungen an die Musik live. Die etwas mehr als 80 Musiker in Endingen nahmen diese Hürde gekonnt. Die Stadtmusik kann zart und leise, akzentuiert und schwingend, und sie kann die Töne dramatisch steigern. Es reichte bis zum Gänsehaut-Faktor, in diesem Fall das Merkmal für Klasse.

Die "Saga von Hakon dem Guten" von Philip Sparke zeigte, worin das Geheimnis der Stadtmusik steckt. Die einzelnen Musiker sind es, die auch dann fest und überzeugt spielen, wenn sie im Vordergrund stehen und das Orchester nur leise Rückhalt gewährt. Mit Glockenspiel, Tönen wie von Fanfaren, mit Dämpfer für das helle Blech, Schlachtenlärm und Marschtempo war die Saga eine vielseitige und rundum spannende musikalische Geschichte.

Die Jugendkapelle mit etwas mehr als 30 jungen Musikerinnen und Musikern hatte ihren Auftritt im Anschluss. "Sie haben einen Leistungsstand erreicht, der sich den zentralen Platz im Programm verdient hat", sagte Moderator Thomas Wagner. Er hatte nicht zu viel versprochen. Auch die jungen Musiker erwiesen sich in der "Finnish Folksong Suite" als sehr selbstbewusst, waren in ihrem zweiten Stück "Pippi & Michel" flott, fröhlich und rhythmusstark dabei und beendeten ihren Auftritt mit einem gut in Szene gesetzten Schlusston und unter großem Beifall der Gäste.

Mit einer etwas anderer Besetzung errang die Stadtmusik nach der Pause die volle Aufmerksamkeit der Zuhörer. Nur die Blechbläser und die Schlagzeuger waren auf der Bühne, für drei Sätze aus der "Drottningholmsmusik", der königlichen Hochzeitsmusik für Blechbläser. Das gesamte Orchester war dann zur "Rhapsodie norvegienne Nr.1" von Johan Halvorsen wieder zusammen. Das Stück war lang, mit vielen Passagen, in denen die tiefen Instrumente wie Tuba und Fagott im Mittelpunkt standen. Die Musik war etwas schwermütig, auch wenn es zum Schluss wieder lebhafter wurde. Komplexe Rhythmen und anspruchsvolle Soloparts machten den "Norwegian Dance" des zeitgenössischen Komponisten Torsten Aagard-Nilsen zu einem gelungenen Schlusspunkt des Konzertabends mit skandinavischer Musik.

Die Stadtmusik hatte beim Jahreskonzert erneut ihren besonderen Leistungsstand unter Beweis gestellt und das Publikum auch für nicht ganz einfache Musik gewonnen. Der Beifall fiel groß aus: Ohne Zugabe kamen Dirigent Martin Baumgartner und die Musiker nicht von der Bühne.

Ein Marsch hat Tradition bei den Zugaben der Endinger Stadtmusik. Am Samstag war es ein Marsch aus Norwegen. Die Krimi-Serie "Die Olsen-Bande" lieferte die Vorlage für die Musikauswahl der unterhaltenden zweiten Zugabe.

 

2015 03 30 Blasmusik mit Gaensehaut Faktor 2

 

Artikel von Ilona Hüge aus der Badischen Zeitung vom 30. März 2015

 

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